Fotoateliers des alten Bratislava, oder wo die alten Pressburger sich fotografieren ließen

Geschichte
12. Januar 2024

Ohne Handy mit Kamera können wir uns unser Leben heutzutage nicht einmal vorstellen. Unsere Vorfahren ließen sich aber auch gerne fotografieren, nur war es für sie etwas schwieriger als für uns heute. Um ein gutes Foto machen zu können, musste man vor allem das beste Kleid anziehen, sich frisieren, den Schnurrbart zwirbeln oder sich den Bart kämmen und dann zum Fotografen gehen. In dem Atelier wurde schließlich das Porträt gemacht.

Die Popularität der Fotografie während des 19. Jahrhunderts in der Stadt stieg stark an. Während es 1858 in Pressburg vier Ateliers gab, waren es um 1914 mehr als vierzig. Auf dem „Hviezdko“ (Hviezdoslav-Platz), im beliebten Herzen von Pressburg, gab es mehrere Fotostudios. Wir bringen einen Überblick über die wichtigsten Ateliers.

Ein einzigartiges Foto vom heutigen Hviezdoslav-Platz mit dem Dom und der Burg im Hintergrund. Rechts die Fundamente der Statue von Sándor Petőfi. Fotografiert vom Balkon des Mindszenty-Fotoateliers. Auf der linken Seite des Fotos befindet sich Das Atelier Kozics.

Otto Apfel

Das familiengeführte Fotogeschäft bestand in den Jahren 1914 – 1948. Es befand sich im Hof des Hauses auf dem heutigen Hviezdoslav-Platz (damals Promenade Nr. 25). Es war einer der besten Fotosalons in Bratislava.

Jozef Beniczky

Sein Fotostudio betrieb er in den Jahren 1865 – 1870 auf dem heutigen Hviezdoslav-Platz (damals Promenade 220).

Alexander Fink

Ateliers betrieb er an mehreren Adressen in Pressburg. Um 1880 zog er schließlich auf den heutigen Hviezdoslav-Platz. Auf der Rückseite seiner Fotos finden wir drei verschiedene Hausnummern auf diesem Platz: Nummer 34, wo bis 1868 der berühmte Eduard Kozics wohnte (das Gebäude befand sich gegenüber dem heutigen Park Inn), Nummer 25, wo sich mehrere Fotostudios abwechselten – zum Beispiel die von Móric Brodszky oder Otto Apfel, und Nummer 33, wo er ein gemeinsames Atelier mit Franz Schnitzel hatte.

Er war der erste, der auch außerhalb des Ateliers Fotografien anfertigte, im Freien – zum Beispiel in Gärten. Fotografisch dokumentierte er auch Denkmäler und das zeitgenössische Leben.

Das Atelier Kozics

Das Atelier Kozics war mehrere Jahrzehnte lang in Betrieb, so dass eine große Anzahl von Aufnahmen der Stadt und ihrer Bewohner entstehen konnte. Die Familie Kozics gehörte zu den wichtigsten Wegbereitern der Porträtfotografie in Pressburg. Ein Beweis dafür ist auch die Tatsache, dass immer mehr Fotografien aus Museumssammlungen und aus familiären Hinterlassenschaften ans Tageslicht kommen. Ihr Atelier, das sich im linken Gebäude der heutigen US-Botschaft am heutigen Hviezdoslav-Platz Nr. 4 befand, wurde von vielen berühmten Persönlichkeiten besucht. 1881 entstanden hier auch Porträts von Franz Liszt.

Das Unternehmen wurde bis 1926 betrieben.

Die Familie Altdorffer auf der Kabinettkarte aus dem Atelier von Béla Mindszenty.

Béla Mindszenty

Die Geschichte dieses berühmten Fotografen begann 1904, als er das Gebäude des Fotografen Ján Majláth in der Rosengasse (heute Jesenský-Straße) kaufte, direkt gegenüber dem Stadttheater und gleichzeitig gegenüber dem Haus, in dem sich das Atelier Kozics befand. Mindszenty war der einzige, der Kozics mithalten konnte. Sein Atelier umfasste 14 Räume und eine Vielzahl von Kulissen.

Das Fotoatelier Mindszenty war 40 Jahre lang bis 1944 in Betrieb, als er aus politischen Gründen Bratislava verlassen musste und den Rest seines Lebens in Budapest verbrachte. 

Rückseite der Kabinettkarte aus dem Atelier von Béla Mindszenty.

Franz L. Schnitzel

Franz L. Schnitzel war ca. von 1875 bis 1888 als Fotograf tätig. Zunächst arbeitete er an der Adresse Promenade Nr. 220, später arbeitete er im Haus Nr. 33.

Die Kabinettkarte ist eine Art kleines Foto (normalerweise handelt es sich um ein Format von Fotografien von ca. 10 x 12 cm), das seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich für Porträts verwendet wird. Die Kabinettkarten ersetzten die bis dahin modischen, aber kleineren Visitenkarten. Sie waren in der Regel schwarz-weiß (oder zusätzlich koloriert) und wurden auf den Karton mit dem Logo des Fotoateliers, wo sie hergestellt wurden, geklebt.

Das Fotoatelier Majláth gegenüber dem Stadttheater, das im Jahre 1904 Béla Mindszenty von seiner Witwe Emma Majláth gekauft hat.

Die Kabinettkarten waren künstlerisch konzipiert und arrangiert, oft mit einem künstlich gestalteten Hintergrund. Einige von ihnen wurden aufgrund eines architektonisch interessanten Hintergrunds auch im Außenbereich erstellt. Ab 1866 tauchte die sogenannte englische Kabinettkarte auf, bei der das Foto von einem dekorativen Rand in Form eines ovalen Steins, einer Raute, eines Kreises, einer Ellipse usw. eingerahmt wurde.

Hochzeitsfoto von Dr. Leopold Altdorffer und Lujzi Kövér aus dem Atelier von Béla Mindszenty.

Die Kabinettkarten sind heute Sammlerstücke, die von der Geschichte und Kultur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zeugen.

Emilie Altdorffer auf einer Kabinettkarte von L. Faust, angefertigt vor 1880.

Peter Janoviček

Übersetzung: Melinda Rácz

Bilder und Fotos: Archiv von Pressburger Kipferln, Peter Janoviček (Familienarchiv).

 

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