Tour de Pressburg: Eine Wanderung von Statuen durch die Stadt

Geschichte
27. August 2023

Die Tour de Pressburg stellt ein ungewöhnliches Phänomen dar, das in jeder Großstadt zu beobachten ist, aber in Bratislava erhält dieses Phänomen dank der einzigartigen Geschichte dieser Metropole eine sehr interessante Dimension.
Die Ortswechsel der Statuen können unter dem Einfluss verschiedener Motive stattfinden: als Folge eines Wandels des städtebaulichen Konzepts, imperialer und politischer Umwälzungen (Änderungen der Erinnerungspolitik), aber auch als Folge der Bürgerinitiative. Schauen wir uns gemeinsam die „Umzüge“ der Statuen an, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem heutigen Hviezdoslav-Platz stattfanden.

Die Hummel-Büste auf dem heutigen Hviezdoslav-Platz.

Die Büste von Johann Nepomuk Hummel
Am 16. Oktober 1887 wurde anlässlich des 50. Todestages des aus Pressburg gebürtigen berühmten Komponisten ein Denkmal enthüllt, aber auf dem Kossuth-Platz (heute Hviezdoslav-Platz) blieb es nicht lange. Bereits am 9. März 1911 musste es auf seine Stelle zugunsten der Petőfi-Statue (die sich heute im Medizinischen Garten befindet) verzichten, die Hummel-Büste wurde in den Schauplatz unserer Ausstellung verlegt, auf die sog. „Kleine Promenade“, den heutigen E. Suchoň-Platz.Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Büste vor den Nester-Palast gebracht und an ihrer Stelle wurde das Siegesdenkmal errichtet (erobert von der Roten Armee). Hummel stand bis 1975 vor dem Nester-Palast, als das Denkmal restauriert und in den Garten des Grassalkovich-Palastes verlegt wurde, wo es mehrmals beschädigt wurde. Ende der 1990er Jahre wurde das Denkmal demontiert und erst 2002 vor dem Gebäude der heutigen Botschaft der Bundesrepublik Deutschland (Nester-Palast) aufgestellt.

Die Hummel-Büste auf der „Kleinen Promenade“.

Das Siegesdenkmal auf dem Eugen-Suchoň-Platz um 1960.

Die Statue von Sándor Petőfi
Die Petőfi-Statue von Béla Radnai wurde 1911 auf dem ehemaligen Kossuth-Platz (heute Hviezdko) enthüllt, wo sie die Hummel-Büste ersetzte.

Die feierliche Enthüllung der Petőfi-Statue im Jahr 1911.

Feierliche Gesellschaft vor der frisch enthüllten Statue. Der alte Herr in der Mitte ist József Kolmár, der Petőfis Mitbewohner in Pressburg war.

Die Statue von Sándor Petőfi auf dem heutigen Hviezdoslav-Platz.

Auf der Promenade, die für repräsentative Zwecke wie geschaffen war, blieb – wie die Hummel-Büste zuvor – auch die Petőfi-Statue nicht lange. Die Welle, die mit der Zerstörung der Statuen von Bratislava verbunden war, wurde im Herbst 1921 ausgelöst – nach dem zweiten erfolglosen Versuch Karls IV. auf den Thron zurückzukehren (königlicher Putsch). Sie erreichte auch dieses Werk. Da die Skulptur beschädigt wurde, wurde sie von den Behörden – aus Angst, dass sie dasselbe Schicksal wie die Statue von Maria Theresia erleiden könnte – mit Brettern eingezäunt, anschließend demontiert und in Kisten in der Garage des Grassalkovich-Palastes aufbewahrt.

Die in Kisten verpackte Statue von Petőfi nach 1921, als sie aus Angst vor Zerstörung auf diese Weise geschützt wurde.

Später lagerten sie das Denkmal im Stall auf dem Viehmarkt (heute Odborárske námestie).
Auf dem Platz wurde anstelle der Petőfi-Skulptur im Jahre 1937 die Statue von P. O. Hviezdoslav aufgestellt.
Die Petőfi-Statue wurde 1955 in einem Lager am Stadtrand entdeckt. Das Städtische Nationalkomitee beschloss, sie in den Janko-Kráľ-Park zu bringen (sie stand gegenüber der Statue des slowakischen Dichters Janko Kráľ), an den Ort, an dem bis 1938 die Statue von Miroslav Tyrš stand.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Petőfi-Skulptur aus unbekannten Gründen in einen anderen Teil des Parks verlegt (An diesem Ort, fast unmittelbar neben dem Denkmal, richteten sie später öffentliche Toiletten ein.). 1973 – anlässlich des 150. Geburtstages des Dichters – wurde das Denkmal zwar rekonstruiert, aber in den Jahren der Normalisierung wurde es auch nach dem Regimewechsel immer wieder beschädigt. Unter dem organisatorischen Leitsatz der Sándor Petőfi-Denkmalkommission wurde die Skulptur von Petőfi im Jahr 2003 rekonstruiert und an ihren heutigen Standort – den Medizinischen Garten (Medická záhrada) – gebracht.

Béla Radnai, der Autor der Petőfi-Statue.

Die Statue von Pavol Országh Hviezdoslav
Die Statue des berühmten Dichters und Dramatikers wurde von den Bildhauern Vojtech Ihriský und Jozef Pospíšil in Zusammenarbeit mit dem Architekten Július Lehocký geschaffen. Sie wurde am 26. September 1937 enthüllt. Das Denkmal wurde mit Hilfe von Beiträgen amerikanischer Slowaken errichtet und laut der zeitgenössischen Presse nahmen an seiner feierlichen Enthüllung mehr als 15 000 Menschen teil. Interessant ist, dass seine verkleinerte Kopie aus Stein von dem bekannten Pressburger Bildhauer Alois Rigele gemeißelt wurde und sich in Oravský Podzámok befindet.

Die schneebedeckte Statue von Pavol Országh Hviezdoslav

Der Hviezdoslav-Platz mit der Statue von Pavol Országh Hviezdoslav auf einem Foto, das aus dem Gebäude des Slowakischen Nationaltheaters fotografiert wurde.

 

Peter Janoviček

Übersetzung: Melinda Rácz

Bilder und Fotos: Archiv von Pressburger Kipferln

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