Das Albrechthaus – ehemaliges und zukünftiges Zentrum der Künste

Geschichte
2. April 2019
Bei einem Spaziergang durch die Kapitulská Straße in Bratislava werden Sie vielleicht ein unauffälliges mit wildem Wein umwachsenes Tor und eine schwarze Gedenktafel bemerken. In diesem Haus in der Kapitulská Straße 1 haben seit 1945 zwei bedeutende Musiker gelebt: Alexander Albrecht (12.8.1885 – 30.8.1958) – Komponist, Dirigent des Pressburger Kirchenmusikvereins zu St. Martin und Direktor der Städtischen Musikschule, und Ján Albrecht, genannt „Hansi“ (7.1.1919 – 20.11.1996) – Pädagoge, Musikologe und Gründer des Ensembles Musica aeterna.

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Die Albrechts haben hier die Pressburger Tradition des Hausmusizierens fortgesetzt und haben in einer freien Atmosphäre auf junge Leute nicht nur Musikkenntnisse, sondern vor allem den Geist der Kunst, der Bildung, der Toleranz, der Zusammengehörigkeit und des Humanismus übertragen. Sie haben hunderte von Studenten, Musiker, Komponisten, Kunstfreunde beeinflusst, und durch sie beeinflussen sie immer noch tausende Zuhörer, Zuschauer, Leser und Besucher von Veranstaltungen, wobei aus den Musikstudenten Professoren, welche weitere Generationen unterrichten, werden. Und wenn das Werk der Revitalisierung des Albrechthauses gelingen wird, wird diese Staffel wiederum ihr Epizentrum haben. Das Zentrum freier Künste.

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Die Zeitgenossen erinnern sich an „Hansis“ ausgezeichneten Tee, Zigarren, Humor und Überblick nicht nur in alter Musik, sondern auch in bildenden Künsten, Literatur und Mathematik. Die Noten, in welchen er im Unterschied zu anderen Sachen absolute Ordnung hatte, hat er immer nach der Zusammenstellung der anwesenden Musiker ausgewählt. Da an der Hochschule für musische Künste in bestimmter Zeit kein Interesse an seinem Wahlfach „Alte Musik“ mehr bestand, hat er die besten Studenten in sein Haus mitgenommen, wo der Kreis der Freunde der alten Musik und später aus ihm das Ensemble alter Musik Musica aeterna entstanden ist.

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Als dem Dirigenten des Pressburger Kirchenmusikvereins zu St. Martin wurde Alexander Albrecht im Jahr 1945 eine Wohnung in diesem ehemaligen kanonischen Haus, welches bis heute der katholischen Kirche gehört, zugeteilt. Der älteste Teil des Gebäudes befindet sich in der Mitte des Grundstücks und das heutige Haus ist durch schrittweisen Zubau in zwei Richtungen entstanden – östlich zum Klarissenkloster und westlich zur Kapitulská Straße. Es ist eine Mischung von Baustilen: in den Kellerräumen findet man gotische Elemente, im Innenbereich des Erdgeschosses überwiegt Renaissance und Barock und im Obergeschoss Klassizismus.

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Nach dem Tod von Hansis Gemahlin Viera im Jahr 2003 ist das Haus für längere Zeit leer geblieben, es ist verkommen, bis sich nach einer Absprache mit dem Eigentümer die Bürgervereinigung Albrecht Forum im Jahr 2010 des Hauses annahm. Im Sommer 2011 hat sie mit der Rekonstruktion des Hauses begonnen, damit es wiederum seine ehemalige kulturelle Mission in neuem Gewand erfüllen kann.

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Am 14. Mai 2015 werden sich diesen Bemühungen unser erstes symphonisches Ensemble – die Slowakische Philharmonie, exzellente, international anerkannte Interpreten – Simona Houda Šaturová, Marián Lapšanský und ein Dirigent von Weltrang – James Judd anschließen. Die Beweggründe und die finanzielle Aufwendigkeit der Revitalisierung des Albrechthauses kennend, wirken alle Akteure des Konzertes ohne Anspruch auf Honorar. Die Besucher werden für den einheitlichen Eintrittspreis von 35 € ein einmaliges Konzert und ein informelles Treffen mit den Mitwirkenden erleben, sie bekommen ein musikalisches Geschenk, und tragen zur baldigen Wiedereröffnung eines unwiederholbaren Raumes unserer musikalischen und kulturellen Geschichte bei.

 

Mehr über die Revitalisierung des Hauses können Interessenten auf der Website:

http://www.albrechtforum.eu/en/  und während der ganztägigen Veranstaltung Kapitulské dvory (Höfe der Kapitulská Straße) am Freitag dem 1. Mai 2015 direkt an der Stelle der laufenden Rekonstruktion in der Kapitulská Straße 1 in Bratislava erfahren.

Zuzana Godárová

Fotos: Kamil Vyskočil, Martina Šimkovičová, Adrián Rajter, Jakub Dvořák

 

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